Der Krieg in Gaza, das Völkerrecht und der Antisemitismusvorwurf

In meinen bisherigen Texten zum Massaker vom 7. Oktober und dem anschließenden Krieg in Gaza schrieb ich jeweils, dass man sich für das Leid der palästinensischen Bevölkerung nicht kalt machen dürfe und Israel das Völkerrecht einhalten müsse. Damit das keine hohle Geste bleibt, sollte es mal etwas konkretisiert werden.

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Fünf Ergänzungen zum Gespräch postkoloniale Theorie und die linken Reaktionen auf das Massaker vom 7. Oktober

Letzte Woche sprachen Catherine Newmark, Daniel James und ich für Sein und Streit auf Deutschlandfunk Kultur über postkoloniale Theorie und die linken Reaktionen auf das Massaker vom 7. Oktober – hier nachzuhören. Ich war sehr froh über die Gesprächspartner:innen und die Gelegenheit zum gemeinsamen öffentlichen Nachdenken.

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10 Punkte zur Debatte um das Massaker vom 7. Oktober 2023

1. Die Verbrechen, die die Hamas am 7. Oktober begangen hat, waren ein Massaker, das in Ausmaß und Brutalität auch innerhalb dieses Konfliktes alles in den Schatten stellt, was seit dem Massaker von Sabra und Schatila 1982 passiert ist. Wer das nicht ohne Relativierung anerkennen kann, sollte sich zum Thema einfach nicht äußern.

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„Wessen und wie gedenkt die Antisemitismuskritik?“

Auf der 14. Blickwinkel-Tagung in Hamburg am 19. und 20. Juni 2023 hielt ich eine Keynote zum Thema „Wessen und wie gedenkt die Antisemitismuskritik?“, deren leicht überarbeitetes Manuskript im Folgenden dokumentiert ist.

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Nun endlich das, worauf niemand gewartet hat, meine Eindrücke von der Documenta 15

Kurz vor ihrem Ende habe auch ich es zur Documenta 15 geschafft und gebe hier meine Eindrücke als politisch und kulturtheoretisch interessierter trotziger Banause mit Klassenressentiments zum Besten:

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Rechter Ideologe und schlechter Soziologe. Alexander Gaulands Rede über Populismus und Demokratie gelesen als Theorie, Ideologie und politische Herausforderung

Im Oktober 2018 erregte Alexander Gauland mit einem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichten Aufsatz über Populismus einige Aufmerksamkeit – insbesondere, weil bald das Gerücht die Runde machte, er habe darin eine Rede Adolf Hitlers plagiiert. Dieser Verdacht ging vor allem auf eine starke Ähnlichkeit in der Argumentationsstruktur zurück: In beiden Texten wurden in durchaus ähnlichen Formulierungen örtlich verwurzelte Teile des Volkes gegen eine wurzel- und ortlose Minderheit ausgespielt, die überall und nirgends zu Hause sei. Weil sich solche Figurationen seit Jahrhunderten bei diversen rechten und konservativen Ideolog_innen finden, lässt sich auf dieser Basis freilich kein Plagiatsvorwurf aufrechterhalten – darüber, ob Gauland Hitler bewusst paraphrasierte oder ob es sich bei den Ähnlichkeiten um ein eher zufälliges Produkt handelt, das auf ideologischen Parallelen beruht, lässt sich nur spekulieren. Analoges gilt für die gut 40-minütige Rede, die Gauland am 19. Januar beim neurechten Institut für Staatspolitik in Schnellroda hielt und in der er die Argumentation aus dem faz-Artikel weiter ausbreitet.

Wenn man sich aber auf solche Argumente ad hitlerem begrenzt, übersieht man viele instruktive Aspekte von Gaulands Beiträgen. Daher schlage ich im Folgenden vor, seine Rede auf drei Weisen zu lesen: erstens als schlechte Soziologie und Politikwissenschaft, die zu widerlegen ist; zweitens als rechte Ideologie, die als solche auszuweisen ist; und drittens als strategische Herausforderung, auf die zu reagieren ist.

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Ich sehe was, was Du nicht siehst! Über das Verhältnis von Rassismuskritik und Antisemitismuskritik. Teil II: Der jeweilige Blick auf Rassismus und Antisemitismus

In diesem zweiten Teil meiner Vortragsverschriftlichung geht es darum, was Antisemitismuskritik und Rassismuskritik jeweils unter Antisemitismus und Rassismus verstehen – und inwiefern man von beiden etwas über beides lernen sollte.

(Anmerkung: Ich bin nie dazu gekommen, den hier versprochenen dritten Teil für den Blog aufzubereiten. Der komplette Text findet sich in unterschiedlichen Versionen in diesem Peripherie-Artikel sowie in meinem Beitrag zum Sammelband Beißreflexe.)

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Der schlechte Witz und seine Beziehung zum Antisemitismus

Die am häufigsten misslingenden Witze sind „ironische“ Späße über Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie usw., bei denen der Humor dadurch entstehen soll, dass sexistische, rassistische, antisemitische, homophobe usw. Klischees reproduziert werden, obwohl es ja „gar nicht so gemeint“ ist. Ein Mann, der seinen Kolleginnen mitteilt, sie seien vielleicht doch am Herd besser aufgehoben; eine Weiße, die einen schwarzen Kollegen mit dem N-Wort bezeichnet; eine Hete, die „igittigitt“ sagt, wenn ein schwules Paar sich küsst – oder eben ein nichtjüdischer Comedian, der das Desinfektionsmittel herausholt, nachdem er einem jüdischen Comedian „zu nahe“ kam. Lustig.

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Ich sehe was, was Du nicht siehst! Über das Verhältnis von Rassismuskritik und Antisemitismuskritik. Teil I: Die theoretischen und politischen Hintergründe

Am Donnerstag, dem 18. Oktober 2018 hielt ich beim Linken Bündnis gegen Antisemitismus in München einen Vortrag über das Verhältnis von Rassismuskritik und Antisemitismuskritik. Eine ausformulierter Version des weitgehend frei gehaltenen Vortrags dokumentiere ich in drei Teilen. In diesem ersten Teil geht es um die theoretischen und politischen Hintergründe, vor denen Rassismuskritik und Antisemitismuskritik formuliert werden; im folgenden zweiten Teil stelle ich die Begriffe von Rassismus und Antisemitismus dar, die mit diesen Perspektiven einhergehen; im abschließenden dritten Teil stelle ich dann die konfligierenden Positionen zum Thema Israel und Islam gegenüber.

(Anmerkung: Ich bin nie dazu gekommen, den hier versprochenen dritten Teil für den Blog aufzubereiten. Der komplette Text findet sich in unterschiedlichen Versionen in diesem Peripherie-Artikel sowie in meinem Beitrag zum Sammelband Beißreflexe.)

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Mit Boykotteur_innen umgehen. Ein Leitfaden. Teil 3 von 3 einer Mini-Serie über die israelfeindliche BDS-Kampagne

Im abschließenden dritten Teil dieser Miniserie (Teil 1, Teil 2) diskutiere ich die Frage, wie man mit der BDS-Kampagne und ihren Unterstützer_innen umgehen sollte. Dabei plädiere ich für eine klare inhaltliche Positionierung gegen BDS und für eine Unterbindung von BDS-Propaganda, aber gegen die Idee eines umfassenden Gegenboykotts aller BDS-Unterstützer_innen.

(Link zu allen drei Teilen in einer PDF, Layout: druckkollektiv unterdruck)

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